“Landscapes of a quiet mind” - Konzert & Vernissage in der Sargfabrik

Nachklang in Bild und Text

Am 23.05.2024 fand ein Duo-Konzert gemeinsam mit Pippo Corvino in der Sargfabrik in Wien statt. Am selben Abend wurde meine erste Einzelausstellung ebendort eröffnet

Seit etwas mehr als 3 Jahren bin ich nun auch im bildnerischen Bereich tätig. Beginnend mit Cyanotypie 2021 wuchs mein Schaffensdrang in diesem Bereich ständig und führte mich 2023 dann zur Aquarellmalerei. Anfangs nur für mich gestaltend, einfach aus der Freude am Tun, freute ich mich bald über positive Resonanz von anderen Menschen, die an meinen Bildern ebenfalls Gefallen fanden, ja diese sogar erwerben wollten. Immer öfter tauchte dann das innere Bild auf, meine und unsere Musik mit meiner bildenden Kunst verbinden zu wollen, ihnen einen gemeinsamen Rahmen zu geben. Und gleichzeitig nahm ich wahr, dass ich mich innerlich gegen dieses mir sehr bekannte Muster wehrte, diese Vision möglichst bald in die Tat umsetzen zu wollen. Zu sehr hatte ich das absichtslose Tun in diesem mir noch so neuen kreativen Feld zu schätzen gelernt und wollte diese Leichtigkeit, die mit dem Kreieren meiner Bilder einher ging, nicht verlieren.

The landscape of a quiet mind
just appeared on the surface of a moment
in a world full of layers and tangled lines
it reveals what I used to hide


Als ich Anfang 2024 dann mit der Leitung der Sargfabrik in Kontakt trat um einen Konzerttermin für mein Duo mit Pippo Corvino zu fixieren, kam promt die Einladung, das Foyer dieses Kulturhauses mit meinen bildnerischen Arbeiten zu bespielen und eine Ausstellung zu gestalten, — meine erste Ausstellung.

Vier Monate Planung & Organisation später hingen 39 meiner Arbeiten an den dunkelroten Wänden. Den Abend des 23.Mai 2024 dann mit einem Konzert gemeinsam mit meinem absoluten Lieblingsmusiker Pippo Corvino zu eröffnen, erfüllte mich mit großer Freude. Ich konnte an diesem Abend beim Musikmachen die Verbindung zu den Bildern wahrnehmen, die draußen im Foyer nun ihren Platz gefunden hatten, — denn einige der Textzeilen aus meinen Lyrics wurden zu Titeln meiner Bilder, und somit ein Teil der Musik, beim Singen vor meinem inneren Auge präsent...
All diese Arbeiten, die in den vergangenen 3 Jahren entstanden sind, auf so weiter Fläche nun auch mit anderen Menschen teilen zu können, bedeutet mir sehr viel.

The landscape of a quiet day
just appeared on the surface of a paper
and as I look, I can see, there’s a side in me
that just needed a hand to come out

Was mir auch viel bedeutete war, dass ich Brigitta Höpler dazu gewinnen konnte, einen Text über meine Arbeiten zu schreiben, den sie bei der Eröffnung vorlas. Mit Brigitta fühle ich mich schon seit Jahren verbunden, — vor 10 Jahren ist sie einmal in einem meiner Träume aufgetaucht, der später zu meinem Song “Red Balloons” wurde. Ihr Text “Blau machen oder die Landschaft in mir” ist unterhalb zu finden.

Die Fotos, die diesen Abend dokumentieren, stammen von Georg Cizek-Graf.
(Für Großansicht auf's Bild clicken.)
 

"Dein bzw. euer Konzert gestern war etwas ganz Besonderes für mich, das ich sicher für lange Zeit in mir bewahren werde, damit ich mir Splitter daraus immer wieder in Erinnerung rufen kann. Deine Bilder finde ich genauso zart und fein wie die Musik und Texte, und ich freue mich schon darauf, wenn ich dein Kunstwerk bei mir in der Wohnung werde hängen haben".


— E.M. Moser

 

Blau machen oder die Landschaft in mir
Zu den Arbeiten von Ángela Tröndle

Ein blauer Faden durchzieht Ángelas Werk – das musikalische, das vermittelnde, das bildnerische. Ein blauer Faden, der sich weiter und weiter entwickelt, verknüpft und verwebt.
Das Blaue. Das Stille. Das Überraschende. Das Tiefe. Das Weite. Das Zarte.

Das Blau des Himmels ist ein verlässliches. Es ist auch da, wenn wir es nicht sehen.
Das Sprudeln innerer Quellen ist etwas Verlässliches, auch wenn wir es nicht immer wahrnehmen.

Im Bildnerischen lösen sich die gewohnten Ansprüche, die vertrauten Muster der Musikerin, Sängerin, Komponistin auf ins Blaue, in neue Landschaften, in die Magie des Absichtslosen.

Dort, in dieser Magie des Absichtslosen, entstehen 2021 die ersten Cynanotypien und Collagen.
Kompositionen aus zarten Dingen, beschichtetem Papier und Licht.
Auflegen, verschieben, verwerfen, neu komponieren.
Ausschneiden, zusammenfügen.
Verdichtete kleine Teile, die ein neues Ganzes ergeben.

Das Prinzip Collage.
Das Prinzip Improvisation. Der Begriff entlehnt im 18. Jahrhundert von italienisch, improviso – unvorhergesehen, unerwartet.
Die Klangfolgen, die Bildfolgen entstehen im Tun.

Begonnen hat das allerdings schon viel früher.
2016, das Foto eines Birkenwaldes in der Sonne, am See, ausgedruckt auf dem falschen Papier zerfloss das Bild zu etwas Neuem, Abstraktem. Bildwerdungen, die über die Fotografie hinausfließen.

Da war es zur Aquarellmalerei kein so großer Schritt, der dennoch seine Zeit brauchte. Unbändige Lust am bildnerischen Tun, die Dinge nicht nur auf Fotopapier aufzulegen, herumzuschieben, zusammenzufügen. Sondern die Formen aus dem Inneren mit der Hand auf‘s Blatt fließen lassen und drauf los pinseln.

Farbiges Restwasser im Glas.
Damit weiter malen.
Zartend, blau tönend und vielschichtig.

Bei der Dichterin Friederike Mayröcker finde ich den Satz
ein überaus schönes und blaues Manöver“.
Sofort denke ich an Ángela Tröndle. Ihre Musik, ihre Bilder, ihren Kosmos,
in dem eines ins andere fällt. Dieser Satz enthält alles, was ihre Kunst ausmacht.

Ins Blaue hinein, ins Staunen, in die Stille, ins Ungewisse. Ein überaus zartes, weites, tiefes und schönes Manöver.  Jedoch eben auch ein Manöver, das seinen Wortursprung im lateinischen manuopera hat, Handwerk, Handarbeit. Was Können, Wissen und Erfahrung voraussetzt. Durchaus auch Planung, in der Wahl der Mittel, der Formen, der Umsetzung.

Kreise schließen und öffnen sich.

 

— Brigitta Höpler


Es gibt folgende Möglichkeiten, die Ausstellung zu besichtigen:


 → Website von Pippo Corvino
→ Website von Brigitta Höpler
→ Hier den Ausstellungstext nachlesen

Weiter
Weiter

Gast-Beitrag von Brigitta Höpler zum Silent Walk