Endhaltestille. Ein Silent Walk zum Ausstellungsausklang.
Dem Besuch einer Ausstellung einen Silent Walk vorangehen zu lassen war schon länger als Wunschbild in mir gewachsen. Ich empfinde es als angenehme Basis, beim Betrachten von Bildern bereits eine innere Stille und Ruhe mitzubringen, die sich nach einem Silent Walk in mir ausbreitet. Es fühlt sich für mich so an, als ob ich in meinem Inneren zuerst bewusst Raum schaffe, mich loslöse von alltäglichen Dingen, um in diesem Raum dann neue Eindrücke willkommen zu heißen.
Der Anlass meiner kleinen Freiluft-Ausstellung in Mauer in Wien hat sich dann angeboten, diesen Wunsch auch Realität werden zu lassen.
Am Sonntag, 16.März 2025 spätnachmittags, starteten wir in einer kleinen Gruppe von 11 Menschen unseren gemeinsamen schweigenden Spaziergang. Dem voran gingen ein paar stille, zu lesende Impulse meinerseits.
Für einen Sonntag war am Maurer Hauptplatz mehr los als ich erwartet hatte: Verkehr, Musik aus einer Würstelbude, vorbeispazierende telefonierende Menschen, ...es dauerte eine Weile, bis ich abschalten und ganz im Moment ankommen konnte.
Als wir dann die Gebirgsgasse bergauf gingen, vorbei an schmucken, alten Villen, begann ich langsam, auch die Umgebung bewusster wahrzunehmen, die Gesänge der abendlichen Vögel zu genießen, und ich spürte wie gut es tat, die Stadt buchstäblich hinter mir zu lassen.
Hinter mir die anderen schweigend-gehenden Menschen, jeder für sich und doch alle miteinander.
Oben angekommen öffnete sich der Himmel, der Weg führte an einem mit Wein bewachsenen Feld vorbei und gleich danach über eine Wiese in den Wald.
Die Tage zuvor hatte es geregnet und der Wald duftete frisch und voller Tatendrang. Über Wurzeln und raschelnde Blätter gingen wir einen schmalen Pfad entlang der nach ein paar Minuten zu einem kleinen Teich, der Minichlacke, führte.
Im Abendlicht glänzte sein Wasser in tiefem Grün, das wie Glas anmutete. Wir waren an einem Ort angekommen, an dem es nicht schwer fiel innezuhalten. Stehen zu bleiben nach dem Gehen, dem Körper eine Pause zu gönnen, ins Lauschen zu kommen, den Atem zu spüren und an nichts mehr denken zu müssen.
Ein so schönes, natürliches Bild ergab sich dort am Ufer…, wir Menschen stehend, gemeinsam mit all dem Bäume rund um uns. Dann: eine Frau spaziert auf die andere Seite, setzt sich auf einen Baumstumpf und beginnt ein paar Momente lang zu singen. Der Klang ihrer Stimme mischt sich ganz natürlich in das noch junge Vogelkonzert dieses Frühlingsabends im Wald. Ich versinke einen Moment lang ganz darin das Wasser zu betrachten. Die feinen Wellenbewegungen, die Reflexionen der noch blattlosen Bäume über uns, der sichtbare Grund jenseits der Oberfläche. Und dann nehme ich in der Spiegelung eine Bewegung wahr. Eine weitere Person geht am anderen Ufer entlang und schlängelt sich in ihrem olivgrünen Mantel, gut getarnt wie ein Waldwesen, durch die Zwischenräume der Bäume und ist ganz selbstverständlich ein Teil davon.
Der Teich war wie ein Sog und wir hätten bestimmt noch lange dort stehen bleiben können. Hätte sich nicht das Tageslicht schon langsam verabschiedet… und so tauchte ich wieder von der Teichoberfläche auf und mit mir ein Gedanke, der mir sagte, dass wir bei der Ausstellung, die uns an der "Endhaltestille" erwartete, ja auch noch etwas Tageslicht brauchen würden... Wir lösten uns also von diesem magischen Ort und spazierten noch eine gute halbe Stunde zurück, die Maurer Lange Gasse abwärts Richtung Stadt.
Und nahmen die Stille an diesem Ort in uns mit, tief versunken.
Im Abenddämmer bei der Mauerseglerei angekommen war es wieder ein Innehalten, das uns ankommen ließ. Nach einer guten Stunde Schweigen im Gehen fiel es mir schwer, wieder ins Sprechen zu wechseln. Und doch gab es dann den Moment, in dem ich von der Entstehung dieser kleinen Ausstellung und über die Bilder berichtete. Im Rückblick erzählte ich noch einmal vom Ausstellungsaufbau, der zwei Monate zuvor bei Morgensonne und klirrender Kälte passierte, und einmal mehr stellt ich fest, wie stimmig es sich anfühlte, diese Ausstellung nun an einem Frühlingsabend im kleinen Kreise, im Anschluss an einen Silent Walk ausklingen zu lassen.
Anmerkung:
Die Fotos, die keine Menschen zeigen, entstanden ein paar Tage vor oder nach der Veranstaltung.
Danke an Julia, die ein paar Momente während der Veranstaltung bildlich festgehalten hat.